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Wer was zu sagen hat, muss auf die Bühne

Zuletzt aktualisiert am 25. Dezember 2024 um 13:29

Die Spatzen pfeifen es schon seit Jahren von den Dächern: Wer was zu sagen hat, muss auf die Bühne! Da beißt die Maus kein Faden ab… Und das kommt so: 

Je nach Tagesform geht es mir manchmal schon mächtig auf den Sack, wie offensichtlich hohlbrotig manch ein Unternehmen derweil kommuniziert: Dinge raushaut, die unter Umständen vielleicht entfernt an Werbung oder Kommunikation denken lassen könnten (schreibt der bekennende Konjunktiv-Hasser!).

Überall sieht man vermeintlich schicke Produkte, aufgeräumte Innenräume und bestenfalls jede Menge Stockfotos… Individualität und Authentizität – Fehlanzeige!
Und vergessen wir nicht die qualitativ sehr unterschiedlichen Stellengesuche, gerne als Minijobs 😉

Früher war alles einfacher

Klar war früher alles einfacher. Auch, weil man mit genügend Budget – bereit gestellten Finanzmittel – einfach Profis bezahlt hat, die all den Kram rund um Marketing und Werbung für einen gemacht hat.
Denn, und das ist auch nicht wirklich neu und das kann jeder für sich selbst bestätigen: Werbung im herkömmlichen Sinne hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Das, was Unternehmen in Anzeigen, Imagebroschüren, Werbespots und Postings in Sozialen Netzwerken sagen oder versprechen, glaubt niemand mehr so wirklich. Da vertraut man doch eher Meinungen Dritter, Empfehlungen und Google-Bewertungen. Hinzu kommt einer meiner Standard-Sprüche:

Unternehmen können nicht kommunizieren

Das müssen schon Menschen machen! Und das sagt ernsthaft ein Mensch, der von Unternehmenskommunikation lebt. Aber dazu später…
In Zeiten des Internets (seit über 20 Jahren) und Sozialen Medien (seit mehr als 10 Jahren) sollte sich doch langsam mal rumgesprochen haben, dass das mit dem „machen lassen“ so einfach nicht ist.
Immer wieder treffe ich Menschen die sagen, „Facebook ist nicht so meins“ und „Im Internet ist mir zu viel Hass“ etc. 

Manchmal bin ich ja selbst so einer 😎

Aber: Soziale Medien oder gar Onlinemarketing ist nicht gleich Facebook! Und wer glaubt, weil die Firma einen Instagram-Account hat ist alles tippi-toppi – irrt gewaltig.
Und genau da setzt meine Kritik an und genau das machen wir Tag ein, Tag aus.

Konzeption: Menscheln lassen

Was ist damit gemeint? Ich erinnere ein Fotografen-Briefing für einen Hausprospekt (den schon vor 20 Jahren manch einer „Imagebroschüre“ nannte). Bei einem Anbieter von Produkten und Dienstleistungen planten wir, dass immer auch Mitarbeiter – der Mensch also – in den Fokus gerückt werden sollte. Schon damals wussten wir aus Auswertungen von Internetauftritten, das die Team- oder Mitarbeiterseiten mit die höchsten Seitenaufrufe hatten.

Im Briefing stand also bei Bildsprache: „Es menscheln lassen“!
Also haben wir konsequent die Mitarbeiter „in Szene gesetzt“: Kein Bild, auf dem nicht irgendwo ein Mitarbeiter in einer sinnvollen Aktion – ein Mensch – drauf war.
Mit Abbildern aus diesem Fototermin haben wir dann auch eine Webseite bestückt.Und die bekam viel Applaus: 

„Bei Euch sieht alles so persönlich aus“

Zeitsprung – heute, fast 20 Jahre später…
Nach wie vor ist „es menscheln lassen“ oft Bestandteil einer Kommunikationsstrategie. In „Hausprospekten“, Anzeigen, Imagefilmen und Social-Media-Posts sind viele Menschen zu sehen.

Gesichter schaffen Vertrauen

Ohne jetzt hier den großen Psychologiker raus zu hängen. Schaut mal, beispielsweise nach dem Tanken, ins Zeitschriften-Regal. Was seht ihr? Gesichter. Denn die schauen wir gerne an, denen vertrauen wir.

Politik auf Augenhöhe

Aktuell wird Robert Habeck in der Kommunikationsbranche gefeiert, weil er „Politik auf Augenhöhe“ macht. Lässt sich hemdsärmelig fotografieren. Wie einer von uns. Und lässt ein Instagram-Video im Stile eines Passfotos machen und veröffentlichen. Perspektive: Portrait – auf Augenhöhe halt. 

Es geht hier null um Politik oder gar Parteien. Und es ist auch herzlich unwichtig, wer was von welchen Argumenten hält. Es geht alleine um die Form!
Was hat also „Politik auf Augenhöhe“ mit „Wer was zu sagen hat, muss auf die Bühne!“ zu tun?

Zurück zur Unternehmenskommunikation

Bevor wir also über Inhalte im Content Marketing sprechen, bleiben wir noch einen Moment bei der Form generell. Kommunikation funktioniert immer dann besonders gut, wenn sie persönlich ist. Stichwort siehe oben: „Es menscheln lassen…“

Auch der Erfolg von Influencern und Markenbotschaftern untermauert diese Erkenntnis.

Wer was zu sagen hat, muss auf die Bühne

Es sind also Menschen, die bestenfalls die Kommunikationsinhalte transportieren. Und dabei ist es zweitrangig, ob Mitarbeiter, Geschäftsleitung, Kunden oder Lieferanten. Aus Sicht der Strategie gehören also „Menschen auf die Bühne“.

Wer was zu sagen hat, muss auf die Bühne Share on X

In erster Linie ist es auch zweitrangig, was sie „auf der Bühne machen“: Selbst Content produzieren oder Teil von Content zu sein. Oder ihn auch „nur“ verteilen.

Ich selbst stehe gefühlt ständig auf der Bühne. Einmal sogar live vor vielen Hundert Menschen. Verwurstet habe ich diese Erfahrung in meinem Beitrag „Reden vor vielen Leuten“.

Adieu Tristesse

Ich glaube nicht, mit diesem einen Blogbeitrag die (Internet-)Welt jetzt und heute grundlegend zu verändern. Aber ich werde mir das alles mal in Zukunft und in aller Ruhe anschauen und mal sehen, ob wir der Langeweile mit langweiligen Produktfotos entgehen werden und besser bisschen mehr was von und mit Menschen zu sehen kriegen…

„One More Thing“

Beim Thema Bühne darf natürlich auch der „Heilige Steve“ nicht fehlen. Seine Auftritte sind Legende. Und am Ende gab es immer ein „One more Thing“. Mit meinen Worten: „Einen hab‘ ich noch“. Stichwort: Machen lassen.
Nicht jeder hat Zeit und Lust, selbst auf die Bühne zu gehen. Auch nicht jeder Mitarbeiter fühlt sich bei dem Gedanken wohl oder traut sich das aktuell zu.

Es gibt Menschen und Unternehmen, die man engagieren kann, genau diese hier beschriebenen „Bühnenauftritte“ zu konzipieren und umzusetzen. Man kann Inhalte nämlich entweder selbst machen oder einfach machen lassen.

Und richtig gut wird es dann, wenn sich das „Machen lassen“ zu einer Zusammenarbeit entwickelt. Wenn daraus gemeinsam erstellte Kommunikation wird. Dann wird’s richtig gut! Aber das ist eine andere Geschichte.

Hauptsache, das Verständnis entwickelt sich auch auf Seiten der Unternehmenskommunikations-Anbieter…

Auf geht’s!


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