Zuletzt aktualisiert am 25. Dezember 2024 um 12:29
Am Tag vor Weihnachten ruft mich eine alte Freundin an – viele Jahre nicht gesehen, aber dank Facebook immer im Bilde – und fragt mich, „weil ich mich ja mit Bestattungen auskenne“ was zu tun sei, der Schwiegervater ist gestorben und das Krankenhaus macht Druck („Sofort abholen!“).
Der Jahreswechsel 2014/15 hat so charmante Öffnungszeiten der Behörden, dass sich deren Mitarbeiter freuen können, den Bestattern aber auf Grund gesetzlicher Zeitvorgaben Angst und Bang ist. Bei so vielen „Nicht-geöffnet-Tag“ kann der Bestatter kaum die gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Aber wen juckt das schon?
Trotzdem rate ich erst einmal zur Besonnenheit:
Ruhe – Gespräche und gemeinsamer Austausch in der Familie.
Die im Krankenhaus werden schon noch paar Stunden klar kommen…
Nach dem Telefonat sitze ich – erstmalig seit Wochen – da und gönne mir ein paar Minuten Nichtstun.
Mal wieder wurde ich angesprochen, weil ich mich beruflich – und mittlerweile auch weit darüber hinaus – mit Bestattungen beschäftige:
Über neun Jahre als Marketing- und Werbeberater für Bestatter, Zulieferer wie Krematorien, Sarg- und Urnenhersteller, Verlage von Trauerdrucksachen u. v. m. bin ich bekennender „Insider der Bestattungsbranche“.
Und wie ich da so rum sitze, kommt mir folgende, im letzten Jahr oft von Kunden beschriebene, Szene in den Sinn:
Kommt ein Angehöriger ins Bestattungsinstitut und sagt: „Wir hätten gern ne schlichte Bestattung.“
Und jetzt komm ich:
Fragt der Bestatter: „Bestattung – einzeln oder als Menü?“
Was in diesem Zusammenhang eher befremdlich wirkt – ist nichts anderes als dem Volk aufs Maul geschaut!
Jeder, der schon mal in einer Fast-Food-Bude einen Hamburger erstehen wollte, kennt die Frage.
Glaubt mir, die wollen Euch nicht besser beraten – die müssen verkaufen!
Betrachten wir die Details.
Will ernsthaft jemand annehmen, die Frage ist gestellt, um ein rund um ausgewogenes, schmackhaftes und ernährungswissenschftlich gesundes Menü für Euch beim Küchenchef in Auftrag zu geben?
Geschissen! Der Auftrag lautet: Maximaler Umsatz!
Gehen wir ins Bestattungsinstitut: Getreu dem Motto – Nach Omas Beerdigung muss von ihrem Sparbuch noch ne Woche Mallorca für die Familie übrig bleiben – hören Bestatter immer häufiger den Wunsch des Kunden: Wir wünschen eine einfache Bestattung – die Oma mochte es ja auch immer schlicht…
Aber Obacht: Schlicht ist hier kein aus dem Design bekannter, großartiger Reduktionsanspruch auf Firlefanz zu verzichten, sondern die leidenschaftslose Umschreibung von „billig“.
Wem eine Bezahlung der gesetzlich verpflichteten Bestattungskosten schwer fällt, dem sollte jeder Bestatter eine „Einstiegspreislage“ bieten, gegebenenfalls mit Mitarbeit der Angehörigen, ein anständiges Begräbnis in Auftrag zu geben und die Kosten zu schultern.
Ist jedoch nur Sparsamkeit (siehe oben: Mallorca) die einzige Motivation, führt diese Sparsamkeit schnell zur sogenannten Entsorgungsmentalität, die gar böse Blüten tragen kann.
Zurück zur Fast-Food-Bude: Hier gibt’s für vermeintlich kleines Geld zum Hamburger noch ne Cola (klein, mittel, groß) und Pommes (klein, mittel, groß) für vermeintlich kleines Geld dazu.
Merke: Der Auftrag lautet: Maximaler Umsatz! (siehe oben)
Denn: Allein vom Hamburger wird niemand satt, die Fritten sind dermaßen salzig, dass ne kleine Cola den Durst kaum stillt und am Ende sind aus den zwei Euro für den Hamburger fünf oder sechs draus geworden…
Das dreifache der Ursprungsplanung!
Was bedeutet das für den Bestatter?
Ganz einfach – glaubt ihr jetzt – soll er doch die Überführungen, Sarg und gegebenenfalls Urne (in meinem Beispiel Hamburger) – billig anbieten, dann aber mit Betreuung und Beratung der Angehörigen, Überführungen der Leichname, Behördengängen, Formalitätenabwicklung, Planung, Organisation und Durchführung der Trauerfeier, Trauerdruck etc. pp. den wirtschaftlichen „Schnapp“ machen.
Das könnt ihr vergessen!
Ich kenne nicht alle (5.000?) Bestatter in Deutschland, aber sehr viele (mehr als 500), und keiner (von den Guten) wird Euch das (vermeintlich tolle) Menü aufschwätzen, wenn ihr nur eine „anständige“ Bestattung wollt.
REDET MITEINANDER!
Sucht Euch den Bestatter eures Vertrauen, sprecht mit ihm, was für Oma, Opa, Tante, Onkel oder euch selbst gewünscht ist!
Tut dies, wenn’s Euch gut geht!
Weil wenn dann wirklich jemand gestorben ist, kaut ihr eh auf dem Zahnfleisch…