Nachdem ich seit Wochen auf Facebook und Instagram immer mal wieder was von und mit Tauben gepostet habe, schreibe ich heute mal ein paar erklärende Worte, was es denn so mit „❤️ Lieblingstaube SVEN ?“ auf sich hat.
Katrin brachte eine Taube aus dem Urlaub mit nach Hause. Also, sie sagte es sei eine Taube. Mir fiel spontan nur „federloser Grindkopp“ ein. Sein Name ist Sven.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Sven kein schönes Leben:
- Von den anderen Tauben im Taubenschlag wurde er gemobbt bis hin zu Schnabelattacken auf seinen Kopf.
- Sein Federkleid verdiente den Namen auch nicht wirklich. Hübsch geht anders.
- Und seine Mutter kümmerte sich einen Taubenschiss um ihren Sohn.
- Vielleicht war er auch nicht die hellste Taube im Schlag.
Manchmal ist Natur grausam
Jetzt kann man sagen, Natur ist kein Ponyhof. Das wird schon alles so seine Richtigkeit haben. Aber diese Art von Tauben sind Stadttauben und haben mit Natur und freier Wildbahn nicht so viel zu tun.
Und wenn sich weder Artgenossen noch die eigene Mutter um ihn kümmern, dann machen wir das halt.
Klar war von Anfang an, dass es eine Beziehung auf Zeit sein sollte. Spätestens wenn er fliegen könne, ging‘s zurück nach Hause.
Jetzt muss ich kurz anmerken, dass ich vielleicht überdurchschnittlich tierlieb bin. Aber mein Zugang zu Vögeln ist eher überschaubar. Wir leben mit unserem Hund Phoebe ? – und das ist gut so!
Babytaube im Hamsterkäfig
Jetzt also auch noch eine Babytaube im Hamsterkäfig. Steht irgendwo in der Ecke, wird gefüttert und einmal die Woche sauber gemacht. Fertig.
Hast Du gedacht!
Zuerst wurde der Esstisch leergeräumt. Ein strammes Eichenteil, zwei mal zwei Meter mit Handtüchern ausgelegt. An die hintere Seite der Käfig in Richtung Fenster zum Rausschauen, Klappe oben auf (er kann ja eh nicht fliegen) und vorne auch eine Klappe auf. Mal schauen wann er die Höhe der Plastikwanne mit einem kleinen Hops nehmen und die Leiter runter gehen kann…
Pflegefall nimmt und gibt
So ein Pflegefall „ist schon vom Stamme Nimm“. Fernab seiner Mutter und seiner Kumpels aus dem Taubenschlag waren wir ja nun für seine Entwicklung zuständig. Und wie sehr die ersten Monaten ein Lebewesen prägen, haben wir ja alle mal in der Schule gelernt. Also wurde nicht nur gefüttert – auch so eine Babytaube hat ihre Lieblingsspeisen und isst nicht alles – und gesäubert, sondern auch gesprochen und trainiert. Und natürlich kann der kleine Kerl auch nicht zu lange alleine bleiben.
Nun ja, das mit dem Training hat ganz gut funktioniert und er lief unter Aufsicht quer über den Esstisch, der mittlerweile mit Ästen und Stöcken angereichert zum Freigehege mutierte. Das wilde mit den Flügeln flattern könnte auch irgendwann mal zum Fliegen werden. Und was „stubenrein“ bedeutet, ist dieser Gattung völlig fremd.
Ihr werdet es schon ahnen – ja, ich habe mich an den kleinen Kerl gewöhnt. Nicht nur Das eigene Ego streicheln und Verantwortung übernehmen, sondern auch zusehen, wie „Der Grindkopp ohne Federn“ neugierig seine Umgebung wahrnimmt, lernt, sich entwickelt. Und natürlich mit seiner Interimsmama spricht und sogar auf sie hört.
Katz und Maus – Hund und Taube
Nach wenigen Tagen, oder waren es bereits Wochen, wurde aus dem wilden Flügel-Flattern dann tatsächlich eine Art Fliegen. Zuerst putzig, dass der kleine Kerl vom Tisch abhob, auf irgendetwas zuflog und dann scheinbar aus Angst vor der Eugen Courage umdrehte und zu seinem Abflugort zurückkehrte.
Das dauerte aber nur einige Tage. Dann wurde die Wohnung erkundet: Das Obergeschoss war tabu, aber der Rest wurde Möbel für Möbel, Ecke für Ecke erkundet. Sein Lieblingsplatz war der Kühlschrank. Aus rund zwei Meter Höhe hatte er nahezu die ganze Etage im Blickfeld.
Und auch wenn er mal auf dem Boden landete, zeigte sich Phoebe von ihrer besten Seite und ignorierte ihn einfach.
Vögel fliegen
Mit seinen Flugroutinen kam dann aber auch der Zeitpunkt zum Abschiednehmen näher.
Zugegeben, uns quälten Fragen wie:
- Kommt er im Taubenschlag klar?
- Respektieren ihn jetzt seine Kumpels?
- Kann er richtig fliegen?
- Haben wir Menschen ihn auf sein Taubenleben richtig vorbereitet?
- etc. pp.
Und dann noch die Farbe: Ein strahlendes Weiß.
Weiße Tauben gibt es eher nur im Märchen
Keine Ahnung, woher die weiße Friedenstaube kommt. Auf Anhieb fällt mir eine weiße Taube nur im Zusammenhang mit Pablo Picasso ein.
Und wenn ihr mal überlegt, die gemeine Stadttaube trägt neutrales asphalt-grau. Die ist halt eher „unauffällig“. Raubvögel und andere Jagdtiere sehen das grau schlecht. Hat aber auch denn Nachteil, auf den Straßen leicht übersehen und eben mal von einem Auto überfahren zu werden.
In der Natur ist Svens reinweißen Federkleid auch eher von Nachteil, weil für den blindestem Jäger leicht zu erkennen.
Überlebt ❤️ Lieblingstaube SVEN ??
Schweren Herzen haben wir Sven dann nach zwei Wochen wieder zurückgebracht. Haben auch seit dem zwei- dreimal wieder nach ihm geschaut. Und freuen uns auf jedes Lebenszeichen, das wir geschickt bekommen oder in Sozialen Netzwerken sehen.
Wir haben gesehen, dass es ihm in seinem Taubenschlag gut geht. Waren quasi live dabei, als er aus dem Taubenschlag auf das Dach der Scheune flog (ohne Umdrehen oder Absturz). Und wie er auf einem Zaun sitzt, und den Hühnern beim Picken zuschaut…
Und weder große Greifvögel, noch Hunde oder Katzen – oder Autos – haben sein Leben bisher vorzeitig beendet.
Weiter so ❤️ Lieblingstaube SVEN ?
Was relativ unprätentiös als „gutwillige Starthilfe“ begonnen hat, wurde dann doch viel mehr.
Für uns war es eine großartige Zeit. Und wir sind noch mehr glücklich als zufrieden, dass es „unserem Grindkopp“ jetzt so gut geht.
Lieben Dank an sein Zuhause und Marion, die den ganzen Laden dort so wunderbar schmeißt.
Sonntag Abend habe ich diesen Artikel geschrieben.
Montag Morgen stolz Marion gezeigt.
Und sie antwortet:
„Danke.
Wie schön.
Gestern ist Sven nicht zurück gekommen. Leider. ??☹️“