Zuletzt aktualisiert am 18. September 2024 um 10:15
Da läutet am späten Samstag Abend mein Smartphone und ich lese, da will jemand ein neues Logo von uns. Und fragt vorab auch mal gleich nach dem Preis. Bis hier hin alles super!
Das Selbstständige auch am Wochenende arbeiten ist nix Ungewöhnliches. Und wenn’s eine Frage gibt, wird die auch gleich gestellt. Wär‘ ja doof, die bis zum Wochenstart am Montag mit sich rumzuschleppen oder am End‘ gar zu vergessen.
Und da ist der Facebook-Messenger auch gleich eine prima Idee – werden Textnachrichten auf Facebook oder Whatsapp meist fast in Echtzeit gelesen und auch gleich beantwortet. Soweit also quasi „doppeltsuper“!
Aber was antworte ich auf die Frage nach dem Preis? Was kostet ein Logo?
Zu diesem Thema habe ich in diesem Blog schon öfter geschrieben. Einer der ersten Beiträge behandelte das Thema und kürzlich ging es dann im „eher kulturellen Bereich“ um einen Freundschaftsdienst.
Nun lässt sich aber Kreativität nicht wiegen oder mit dem Zollstock messen. Kunst allein taugt bei der Logoerstellung auch nicht. Anständiges Handwerk gehört mindestens auch dazu. Und wie die Zusammenarbeit nebst Projektmanagement funzt, weiß bei einem Neukunden schon gar niemand.
Also muss die reine Mathematik her: Geschätzter Stundenaufwand mal Honorarsatz mal Kundengröße (Multiplikator <1, weil Neugründung) mal Sympathie, Referenzqualität, Spaß etc. (Multiplikatoren jeweils wieder <1, sonst würde die Summe ja noch größer) plus Übertragung Nutzungsrechte. Heraus kommt – sagen wir mal – 3.680 € zuzüglich MwSt.
Wir erinnern das Thema Minimalprinzip und Maximalprinzip:
- Beim Minimalprinzip versuchen wir, ein festgelegtes Ziel mit dem Minimum an Aufwand zu erreichen.
- Beim Maximalprinzip streben wir nach dem bestmöglichen Ziel beim Einsatz im Vorfeld festgelegter Ressourcen.
Nehmen wir jetzt also als Grundlage unserer Preisermittlung das Minimalprinzip, so versuchen wir mit dem geringsten Zeitaufwand ein Logo zu erstellen, das den Kunden glücklich macht.
Beim Maximalprinzip kennen wir unser Honorar im Voraus und geben das Beste: maximale Leistung zu festem Preis.
Und jetzt kommt die Krux: Da wir das Budget für das Logo nicht kennen, liegen wir mit unserem Preis immer falsch!
Es ist schlimmer als auf dem Seil zu tanzen! Biete ich das Logo – für sagen wir mal – 2.500 € an, sagt der Kunde nie: zu günstig! Eher sagt er: Ist schon teuer…
Biete ich es für beispielsweise 4.000 oder 5.000 € an, passiert das gleiche.
Kann nicht einfach mal jemand daher kommen und sagen: Wir wollen, dass Ihr uns ein neues Logo macht. Sind 3.680 (oder 13.680) Euro plus Märchensteuer ok?
Nein, das passiert nicht. Also – was mache ich?
Ich erzähl‘ die Geschichte von dem Kunden und seinem Wunsch nach einem Bild.
Wie, die kennst Du nicht? OK, ich erzähl sie Dir noch mal in Kurzform:
Kommt ein Kunde zu seiner Agentur und sagt: Ich brauch‘ ein Bild. Hurra, Auftrag!
Und schon wird jede Abteilung in der Werbeagentur wuschig:
- In der Kreation wird bereits heiß diskutiert, ob Grafik, Illustration oder eher Comic,
- im Fotostudio ist allen klar – es wird ein Foto, aber was kommt drauf?
- die Produktion denkt in Formaten, Drucktechniken und ob mit oder ohne Rahmen,
- der Kundenberater befürchtet, dass die Zeit nicht reicht und
- der Controller freut sich über jede Menge neuen Honorarumsatz.
Ich für meinen Teil seh‘ uns da eher als Berater und frage erst einmal: Wieso eigentlich ein Bild?
Und im gemeinsamen Gespräch – neudeutsch „Briefing“ – kommt dann raus, dass unser Kontaktmann viele Stunden täglich an seinem Schreibtisch sitzt und ihn der Anblick der gegenüberliegenden weißen Rauhfaserwand auf Dauer deprimiert. Deshalb denkt er, ein Bild könne helfen. Und weil ein Bild was Kreatives ist, geht er mit seinem Wunsch zu seiner Agentur. Ist doch logisch.
Ja, sage ich, aber wenn es nur um eine Alternative zur nackten, weißen Wand gegenüber dem eigenen Schreibtisch im Büro geht, warum hängen sie nicht ein paar Bilder auf, die ihre Kinder im Kindergarten gemalt haben. Die sind bestimmt schön bunt und sind gut gegen Depression. Oder haben sie schon mal über ein Fenster nachgedacht? Muss nicht die Welt kosten. Kann man ab und an mal rausschauen, kriegt aus dem Augenwinkel mit, wenn’s draußen dunkel wird und auch bisschen was von den Jahreszeiten und dem Wetter. Oder vielleicht einfach den Schreibtisch an einen anderen Platz schieben. Ach, da ist sogar ein Fenster? Hmm…
Und wenn schon Bild: Was gefällt Ihnen, was erfreut Ihr Herz? Ach, sie haben früher viel fotografiert, haben noch eine Dunkelkammer, mit Chemie und so. Vielleicht ein Schwarz-Weiß-Foto einer Landschaft? Kennen Sie Ansel Adams? Ja, ich war letztes Jahr im Urlaub da und da…
Was die Geschichte mit dem Logo zu tun hat?
Ganz einfach: Kein Mensch, keine Firma braucht nur ein Logo!
Ein Logo gehört immer irgendwo drauf: Auf eine Visitenkarte, einen Briefbogen, bestenfalls auf Rechnungen, vielleicht auf Autos, die Aussenfassade, Werbemittel, Anzeigen, Broschüren und eine Webseite etc. pp.
Gut beraten ist jetzt der, der sich sehrwohl überlegt, wo sein Logo denn als Erstes drauf soll. Gerade bei einer Unternehmensgründung gibt es viel mehr Einsätze für ein Logo, als sich bewerkstelligen und bezahlen lassen.
Wegen einem guten Logo ist noch keine Neugründung durch die Decke gegangen. Doch gibt es sicherlich viele, die trotz schickem Logo die ersten drei Jahre nicht überlebt haben.
Also besser „das Ganze“ in Augenschein nehmen und dann Schritt für Schritt loslaufen. Ja, ein Logo hilft, ist bestimmt unter der ersten Handvoll Maßnahmen im Marketing-Mix, gerade auch für Neugründer.
Ich empfehle, aus dem bunten Strauß möglicher Maßnahmen die besten für sich heraus zu picken und schick in eine Vase zu drapieren. Welche die besten sind? Das herauszufinden ist Arbeit, aber keine Raketenwissenschaft, kein Hexenwerk und im gemeinsamen Gespräch herauszubekommen.
…und dann wird auch schnell klar, in welchem Zusammenhang die Erstellung eines Logos steht und was sie kosten darf 😉