Zuletzt aktualisiert am 18. September 2024 um 9:48
Social Media ist nix für uns – Facebook lebe ich nicht – ist bestimmt wichtig, aber dafür fehlt mir die Zeit…
So oder so ähnlich klingt es an vielen Orten, wenn nach ersten Gehversuchen in Sozialen Netzwerken die Euphorie – „Das ist ja einfach, und wer alles schon dabei ist“! – beginnt abzuklingen.Nachdem wir uns mit alten Klassen- und/oder Studienkameraden jetzt auch bei Facebook und/oder Xing befreundet (hier: vernetzt) haben, kommt noch der Mann von der Sparkasse (oder je nach Geschmack Volksbank, Deutsche Bank oder…), der Versucherungsmakler und der eine oder andere „bunte Hund“ dazu: Bei Politik sind wir vorsichtig, aber die Kumpels aus der alten Fußballmannschaft, der letzte Schützenkönig, der Arzt von schräg gegenüber, die aktuelle Weinkönigin, der Wirt von der neuen Szenekneipe, der Faschingsprinz, besser gleich der ganze Elferrat, … Irgendwann stehen da bald paar überraschend gepflegte Profile in der Freunde-/Kontaktliste – aber dann ist auch gut! Feierabend für heute. Huch, schon nach Mitternacht?
Und dann kommen sie: Die Freundschaftsanfragen! Und wir stehen vor dem Problem: Was tun?
Mir hat mal ein rüstiger Unternehmer erzählt, plötzlich hätten sich bei ihm ein Haufen Ex-Freundinnen gemeldet. Und er hätte – aus Angst, seine Frau würde davon (seinem früheren Leben?) was mitkriegen – alles wieder gelöscht. Und behauptet seit dem steif und fest, Facebook, Twitter & Co. sind nix für Ihn – und seine Firma!
Im Prinzip gibt es drei Arten, mit Freundschaftsanfragen umzugehen:
- alle ablehnen
- alle zusagen/bestätigen
- mal so, mal so
Ich für meinen Teil habe alle drei Versionen hinter mir: zu erst habe ich alle abgelehnt (Ich such‘ mir meine Freunde immer noch selber aus!), dann zweifelte ich, ob dies dem Prinzip „Netzwerken“ gerecht wird und sagte alle Anfragen rigoros zu, jetzt schaue ich mir alle einzeln an. Und wenn es nicht ein Knirps aus einem anderen Kontinent oder sonst eine abstrus erscheinende Persönlichkeit ist, sage ich: OK!
Warum? Weil ich auch im echten Leben gern neue Menschen kennen lerne und glücklicherweise eine anständige Kinderstube genossen habe. Wenn mich jemand anspricht, bin ich in erster Linie einmal höflich. In zweiter – „schau’n mer ma“. Warum im Flugzeug, Zug, Bus, Restaurant oder sonst wo jemanden vor den Kopf stoßen. Sich wegdrehen, wenn man höflich angesprochen wird? Das mag schwer altmodisch klingen, aber wenn mich jemand grüßt, grüße ich gern zurück. Meistens grüße ich sogar zuerst: „Das Leben ein bisschen freundlicher machen“ lautet mein Motto. Und außerdem: Man sieht sich immer zwei Mal im Leben…
Also: Wenn die nächste Anfrage kommt, prüfen, ob es eine leidlich ernst gemeinte Anfrage ist und wenn ja, annehmen.
Als Marketingmann muß ich aber noch weitere Perspektiven in den Ring werfen:
1. Mathematik: Jeder Freund (und Fan) ist per se ein potenzieller Multiplikator! Seine Freunde sehen, mit wem er befreundet ist und was er gut findet. Wenn ich also mal was Schlaues vom Stapel lasse und bekomme von ihm ein Feedback (gefällt mir, Kommentar, Teilen) – sehen das auch seine Freunde (Multiplikation!).
2. Kommunikation: Empfehlungen – und nichts anderes sind o. g. Feedbacks – erfreuen sich wesentlich höherer Aufmerksamkeit als schnöde Werbung. Früher hieß es „Mund-zu-Mund-Propaganda“, dann Empfehlungsmarketing, jetzt „Engagement“. Ein Freund (siehe oben Multiplikator) genießt Glaubwürdigkeit! Und die ist beim Thema Kommunikation „mit Geld kaum zu bezahlen!“
Viele Untenehmer haben das bereits für Ihre Unternehmen verstanden. Oder zumindest damit angefangen („Wir sinn jezz auch Fäsbuk!“). Die Motivation, sich für die eigene Firma in Sozialen Netzwerken zu engagieren ist oft recht ähnlich. Unternehmer machen mit,
- weil der Wettberwerber schon bei Facebook ist,
- weil man zwar wenig Interesse oder gar Verständnis hat, aber auch nicht ewig gestrig sein will,
- weil Anzeigen in der Tageszeitung „ja eh nix mehr bringen“ und
- weil – man ja irgendwas machen muss!
Voll Stolz ertönt es dann an jeder Ecke: „Wir sind jetzt auch auf Facebook.“
Zugegeben: Davor (Marketing-Analyse und -Strategie), beim Einstieg (Stichwort: Workshops) und auch bei der tagtäglichen Produktion von Inhalten und deren Auswertungen stehen wir unseren Kunden Tag für Tag mit Rat und Tat zur Seite (Stichwort: Redaktionssystem) – das ist mittlerweile unser „täglich Brot“ (ja, wir machen das: mal, gerne, erfolgreich!).
Aber…
Wenn’s richtig gut werden soll, brauchen wir Menschen! Sowohl die Mitarbeiter auf Kundenseite, die meist schon wegen ihres Alters wesentlich affiner für Soziale Netzwerke sind, aber auch deren Chefinnen und Chefs.
Und jetzt schließt sich auch der Kreis zu oben genannter Thematik der Freundschaftsanfragen!
Netztwerken, ob im echten Leben oder in Sozialen Netzen, ist nicht jedermanns Sache.
Wenn ich aber im echten Leben meinen Hintern nicht von der Couch hoch bekomme, ist egal was ich mache oder auch nicht – das kriegt niemand mit! Warum ich gestern nicht hier oder da gewesen bin, können mich Leute nur fragen, wenn wir kommunizieren. Aber davor brauche ich auf meiner Couch – wahlweise auch auf meiner Terrasse – keine Angst zu haben. Denn dort kann ich „nicht kommunizieren“. Von wegen Herr Watzlawick: „Man kann nicht nicht kommunizieren“ 😉
Wenn ich aber online nicht an meiner (!) Reputation arbeite, mit albernen Profilbildern oder abstrusen Namen daher komme, nix (!!) und/oder nix Gescheites vermelde (!!!), aber jede Menge Katzenbilder und zweifelhafte Videos like… Brauche ich mich um die Wahrnehmung der Anderen von mir nicht wundern.
In der „Online-Welt“ gilt wie im richtigen Leben, wer den oder den kennt, mit dem „per Du“ (befreundet/vernetzt) ist, und hier oder dazu was zu sagen hat ist – mindestens mal „cool“. Wird wahr genommen und bestenfalls sogar „empfohlen“. Jeder Mensch ist neugierig, schaut, wer wen kennt, wer mit wem kann, wer was wo macht… In der Online-Welt sind diese Fragen leicht zu beantworten, diese Bedürfnisse schnell befriedigt. Mit einem schlauen Plan (Strategie) und auch mal fast nebenbei…
Und die anderen? Die können ja Ihre Geschäfte weiterhin mit den ewig Gestrigen machen. Geht. Heute. Noch…
Und die „Nicht-Unternehmer“, die mit Marketing nix am Hut haben, die nur für sich selbst denken und handeln? Die müssen halt das Haus verlassen und/oder Gäste einladen, wenn sie kommunizieren wollen… Oder. Eben. Nicht.
PS Diesen Beitrag werde ich von hier aus auch noch in einige weitere Kanäle verteilen (wer liest schon Jürgens Blog Worschtsupp), in Soziale Kanäle posten. Wohl wissend, dort eh meist die zu erreichen, die es am wenigsten betrifft. Aber vielleicht kennt ja die eine oder der andere jemanden, der/dem dieser Text zur Weitegabe geneigt ist…
PS2 Hatte ich erwähnt, dass Facebook nicht gleich Soziale Medien oder gar Content-Marketing ist, sondern nur ein Kanal? Bestimmt! Wenn nicht in diesem, dann bestimmt in einem anderen Artikel der letzten genau zwei Jahre 😉