Zuletzt aktualisiert am 25. Dezember 2024 um 12:37
Heute erzähle ich eine schöne, traurige Geschichte: Der Abschied vom geliebten Hund. Und die geht so:
Wie langsam der Arzt die Narkosespritze drückt. Der Kolben ist erst zu einem Drittel geleert, da legt Phoebe sanft ihren Kopf auf den Boden. Begleitet von Katrins Hand, die behutsam ihren Nacken krault. Ganz so, wie es Phoebe immer so gemocht hat. In den wenigen Sekunden schließt Phoebe die Augen und liegt jetzt ganz ruhig und entspannt da. „Kopf unten“ – das war immer unser Hinweis, dass der Hund ruhig und entspannt ist, meist schläft – egal ob unterm Tisch im Restaurant, im Auto oder sonst wo. Bestenfalls mit „Augen zu“.
Jetzt liegt sie da und sieht aus, als würde sie schlafen. Aber sie wacht nie mehr auf…
Wir stehen in der Balkontür, schauen durch unsere Tränen in die Weite, sprechen nicht. Da läuten die Glocken der Stiftskirche, keine hundert Meter von uns entfernt. Ist das ein Zufall? Bestimmt, ist halt gerade 21 Uhr.
Später zünden wir eine Kerze an und sitzen auf dem Balkon. Erzählen uns von gemeinsamen Erlebnissen mit Phoebe. Zwischen Tränen in den Augen und Schluchzen, auch viel Lachen. Es waren so viele schöne Momente und Erlebnisse…
Auf einem Baum, vielleicht zehn, fünfzehn Meter von uns entfernt, beginnt eine Amsel ihr Abendlied zu zwitschern.„Die Amsel verabschiedet sich auch von Phoebe“ sagt Katrin. Ich höre zu und traue mich kaum, den Moment zu genießen, werde aber ruhiger dabei. Wir schweigen. Da fliegt die Amsel plötzlich auf uns zu und landet direkt ein Stockwerk über uns auf einem Balkon. Keine drei Meter von uns entfernt singt sie weiter ihr Lied. Ich traue mich nicht, mich zu bewegen. Wir hören der Amsel schweigend und sehr, sehr dankbar ihrem Abschiedslied zu. Als sie fertig ist, schwingt sie ihre kleinen Flügel und verschwindet im Abendhimmel. Irgendwo wird sie ihr Lied weiter singen. Mitteilen, das Phoebe tot ist.
Danke Amsel.
Danke Phoebe!