Zuletzt aktualisiert am 17. September 2024 um 13:55
Erinnert Ihr meine erste Geschichte – neuer Kunde, Corporate Design, neues Logo?
Gleich am nächsten Morgen sitze ich also mit meinem ersten Kaffee am Schreibtisch und schaue aus dem Fenster, der Morgen graut in Blau, der Tag beginnt und scheint schön zu werden. Vor meinem Fenster die Waldspirale: Ist das nun architektonische Meisterleistung oder Kunst?
Egal – voll Tatendrang füttere ich meinen Mac – klackerdiklackerdiklack. Schließlich will ich Tempo beweisen und unser Angebot bestenfalls vor Bürobeginn des Kunden in seinem E-Mail-Eingang haben.
Im Eifer des gestrigen Gesprächs ist allerdings so Grundlegendes wie das Briefing, also Fragen nach Zielsetzungen, Erfahrungen, Vorlieben etc. mal eben komplett unter den Tisch gefallen. Super, Wolf – gut gemacht!
Natürlich fehlen mir jetzt all die aus solchen Gesprächsthemen resultierenden Erkenntnisse zur Angebotserstellung. Denn:
Was kostet ein Logo?
Gute Frage – schwierige Antwort. Neben denen die solche Dienstleistungen verkaufen, gibt es jede Menge hochkarätiger Quellen (vom Etatkalkulator bis zum Bund Deutscher Grafik-Designer) die wissen, was ein Logo kostet. Natürlich kostet ein Logo für Herrn Ackermann von der Deutschen Bank (so hieß der damalige Vorstandsvorsitzende, “Peanuts” – Ihr wisst schon) mehr als für den Kleinbetrieb um die Ecke. Und dann gibt es noch all die, die eine/n kennen, die/der eine Tochter oder einen Sohn haben, oder eine Nichte oder Neffen, die/der schon als Kind immer so schön gemalt hat und sich – heute als Student/-in – über eine Kiste Bier, im weiblichen Fall geht auch Prosecco, als Honorar freuen würde…
Natürlich habe ich in meiner Neugeschäftseuphorie auch vergessen nach dem Budget zu fragen. Es ist nämlich gar nicht doof den Kunden vorab zu fragen, was er denn bezahlen will und/oder kann.
Die Wissenschaft beglückt uns in dieser Situation mit dem Minimal- und dem Maximalprinzip. Super-Technik, im Alltag allerdings nicht ganz untrivial einzusetzen. Beginnen wir mit dem wie der Volksmund sagt Sparprinzip:
Minimalprinzip
Zitat (dank an Wikipedia): “wirtschaftlicher Grundsatz, nach dem ein bestimmtes vorgegebenes Ziel [in unserem Fall: neues Logo] unter Einsatz geringstmöglicher Mittel [unser Honorar in Euro] erreicht werden soll”.
Spätestens bei “geringstmöglichen Mitteln” scheiden sich schnell die Geister. Was ich für ein super Schnäppchen halten kann (Wollen Sie mich in den Schuldenturm bringen?), kann ein Kunde als unverständlich hoch beklagen.
Fragen wir also doch gleich nach dem Budget und kommen zum
Maximalprinzip
Zitat( nochmal Wikipedia sei Dank): “wirtschaftlicher Grundsatz, nach dem mit vorgegebenen Mitteln ein größtmöglicher Erfolg erreicht werden soll. ”
Dieses Prinzip gefällt mir viel besser! Mit einem klar formulierten Umfang an Ressourcen (meist Zeit/Geld) wird das bestmögliche Ziel zu erreichen versucht.
Auch was das “bestmögliche Ziel” sein soll ist diskutabel. Aber meine Erfahrung zeigt – und auch David Ogilvy schreibt davon in einem seiner Klassiker (Man kann für jedes Budget gute Werbung machen) – dass man ohne Schnörkel und große Ehrenrunden zum Ziel kommt, wenn man die zur Verfügung stehenden Ressourcen vorher kennt.
Das führt uns dann zu Festpreisangeboten. Aber das ist eine andere Geschichte.
Zurück zu unsere Frage, was kostet ein Logo oder besser, zu welchem Preis biete ich es nun an?
Eckdaten im Vorfeld abzuklären habe ich versäumt. Die Wissenschaft hilft mir auch wenig.
Also muß die gute alte Erfahrung her.
Ich werde noch einige Gespräche im Vorfeld mit dem Kunden führen. Intern gibt es auch einiges zu organisieren, zu besprechen, abzustimmen, in den Orkus zu werfen, neu anzufangen, auszuarbeiten. Dann geht’s im schicken Werberanzügle mit großer Präsentationsmappe und schicken Charts (Farbausdrucke auf sündhaft-teure Pappen aufgeklebt) zur Präsentation bei der werten Kundschaft. Und wenn die Agenturempfehlung nicht genommen wird und auch sonst kein Entwurf Gefallen findet, gibt’s eine Korrekturphase obendrein “auf’s Haus”.
Das klingt hier alles locker und lässig, kostet aber jede Menge Schweiß und Blut. Denn zu all der Arbeit kommt noch eine gehörige Portion Leidenschaft. Und das soll es jetzt für ein paar Euro geben?
Wohl wissend, dass wir a. keine Künstler sind und b. mehr arbeiten werden als ich anbieten werde, also bezahlt bekomme, schreibe ich den Betrag einer Mannwoche ins Angebot.
Schließlich soll es der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden…
Also published on Medium.
Das kenne ich, passiert mir auch häufig. Aber das entspannte dabei ist: Auch bei vorher definierter Leistung und gesetztem Budget kommt es zu Korrekturschleifen des Angebotes. 😉 Auf jeden Fall ist das eine schöne Anleitung für die Frage „Was koste ich / meine Dienstleistung / mein Produkt?“ Ich hatte meine Freude beim Lesen.