's is feierobend, Allgemein, Große Stunden, Praxis trifft Theorie, Psychologie
Schreibe einen Kommentar

Freundschaft: Ende Gelände – Stecker raus und mit dem Hammer draufgeschlagen

Alternativtext

Zuletzt aktualisiert am 11. April 2019 um 15:26

Das Ende einer Agentur-Kunden-Beziehung ist für mich wie das Ende einer Freundschaft. Schlimmer: Das Ende einer Beziehung – mit Kind!

Freundschaft: Ende Gelände – Stecker raus und mit dem Hammer draufgeschlagen

Nur weil ein Partner die Beziehung plötzlich verlassen will, sind gemeinsam entwickelte, gewachsene Werte – wie Vertrautheit, Verantwortung, Fürsorge – nicht von jetzt auf gleich Vergangenheit. Was über Jahre gewachsen ist, kann man nicht von jetzt auf gleich vom Tisch fegen!

Einfach den Stecker ziehen? Aus die Maus?

Beispiel Online-Kommunikation: Über Jahre wird eine Homepage konzipiert, gestaltet, programmiert. Monat für Monat ausgewertet und optimiert. Noch zwei, drei Soziale Netzwerke dazu und bestenfalls noch eine Brise E-Mail-Marketing oben drauf – fertig ist ein bunter Strauß, genannt „Online-Marketing“.
Die dabei benutzten Software-Werkzeuge sowie die für die Auswertungen benötigten Arbeitszeiten produzieren mehrere Hundert Euro Kosten. Im Monat!
Addieren wir nun die zu erledigen Maßnahmen – die sich aus den Interpretation der Daten ergeben – sind wir mehrere Tage pro Monat für einen Kunden tätig.

Und das soll jetzt plötzlich ein Ende haben

Technisch gesehen ist das keine große Raketenwissenschaft:

  • Werbekampagnen werden unterbrochen oder abgebrochen und abgerechnet,
  • Analysetools werden gekündigt,
  • Onlineaccounts deaktiviert oder gelöscht,
  • Projekte werden abgeschlossen (gab es bereits Kosten: abgerechnet) und abgelegt,
  • Projekt- und Jobtaschen in den Kundenordnern werden geleert,
  • letzte Informationen werden dokumentiert,
  • Zugänge der Mitarbeiter des Kunden zu AgenturCloud und Wikis werden gelöscht (oder besser erst einmal inaktiv gestellt),
  • ein letzter Mitarbeiter-Report wird erstellt, die hier dokumentierten Arbeiten in Rechnung gestellt und dann
  • erhält der Kunde in unsere Agenturverwaltungssoftware den Status „Liefersperre“.


Jetzt ist der Kunde Exkunde

Keine Eigenleistungen (Arbeitszeiten gemäß Stundenzettel) können von Agenturmitarbeitern mehr erfasst werden, keine Fremdleistungen mehr beauftragt werden – Ende Gelände!
Aber das ist nur die technische Betrachtung. Natürlich kriegen wir noch hier und da einen Kommentar in den Onlinekanälen mit. Machen nix und denken, da müsste jetzt aber mal hurtig so oder so reagiert werden. Fragen uns, wie welche Kampagne arbeitet, ab die zuletzt durchgeführten Maßnahmen ihr Ziel erreicht haben etc. pp.

Und dann gibt es auch noch PIS: Projekte in spe

Projekte, die noch zu erledigen sind. Aufgaben die es zu lösen gibt, wenn beim Kunden

  • mal bisschen mehr Zeit da ist,
  • der Alltag nicht ganz so arg ausgefüllt ist,
  • weniger Mitarbeiter krank und/oder im Urlaub sind,

Aber all das hat uns nun nicht mehr zu interessieren!
Was uns wichtig war, wert und lieb geworden ist – ist plötzlich Vergangenheit.

Da, wo wir über Monate und Jahre Schweiß und Blut investiert haben – sollen wir ab sofort nix mehr verloren haben.

Nach all den professionellen Betrachtungen kommt irgendwann auch das kleine Teufelchen mit Namen Wut um die Ecke. Sieht die Trümmer, lacht frech und meint keck: „Das hab‘ ich eh vorher gewusst – das geht immer so aus!“

Nun folgt der (Selbst-) Zweifel: Wenn wir nicht mehr gewünscht sind, dann machen wir halt Schluss. Haben alles sauber abgewickelt und machen uns ab sofort keinen Kopf mehr, was noch kommen könnte…

Warum emotional an (Kunden-) Interessen festhalten, wenn das nun gar nicht mehr gewünscht ist? Es folgt der Trotz:

Sucht ihr Euch einen anderen Clown - ich mir einen neuen Zirkus Share on X

Stecker raus - Kabel abAlso Stecker rausgezogen und wenn’s hilft mit dem Hammer draufgeschlagen. Und dann kurz schütteln und auf zu neuen Aufgaben und Erfolgen streben.

Aber es geht auch weniger brachial. Trotzdem, das hat schon bisschen was von Scheidung ohne Besuchsrecht der Kinder, oder? Dies ist also meine – zugegeben – Weichei-Vorstellung vom Ende einer (Kunden-) Freundschaft. So – oder so ähnlich – stelle ich mir das Ende einer Agentur-Kunden-Beziehung vor. Nicht schön – aber auch nicht immer zu vermeiden. Nicht um jeden Preis.

Ist aktuell eher Theorie. Denn erlebt habe ich das so noch nicht. Aber man soll ja nie nie sagen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.