Psychologie, Social Media, Soziale Medien

Beziehung oder Bühne?

Zuletzt aktualisiert am 4. September 2025 um 20:28

Der Algorithmus entscheidet, wen ich sehe – und wer mich sieht. Wer nicht liked, verschwindet. Wer kommentiert, wird sichtbar. Soziale Nähe wird simuliert.

Stories, Emojis, Sticker – alles für die Interaktion. Doch was fehlt, ist: Begegnung.

Früher nannten wir es „sozial“. Heute ist es eher: „sichtbar“.
Denn wer auf Meta aktiv ist, führt keine Beziehungen – er kuratiert sie. Fürs Publikum. Für den Algorithmus. Für die Bühne.

Nähe, gefiltert durch Code

Meta entscheidet, wer sichtbar ist.
Und wer nicht.
Der Algorithmus gewichtet nach Interaktion, Reaktion, „Bedeutung“.
Das bedeutet: Wenn du jemanden nicht regelmäßig likest oder kommentierst, verschwindet diese Person – aus deinem digitalen Leben.
Auch wenn sie dir wichtig war.

Was bleibt, ist eine verzerrte Realität. Eine Echokammer aus Bestätigung, Hochglanz und oberflächlicher Nähe.

Performative Freundschaft

Geburtstagsgrüße als Templates.
Stories mit Interaktions-Buttons.
„Sag mir was Nettes“-Sticker.
Wir verwechseln Reichweite mit Beziehung – und Kommunikation mit Publikation.

Claus von Wagner brachte es auf den Punkt:

„Wir zeigen uns alle digital – aber niemand hört wirklich zu.“

Claus von Wagner, Die Anstalt, ZDF, 2022

Unternehmen? Noch schlimmer.

Kund:innenbeziehung wird zur Metrik.
Sichtbarkeit wird gemietet. Nähe wird simuliert.
Ein Kommentar mit ❤️ ist keine echte Rückmeldung.
Und eine automatisierte DM ersetzt keine persönliche Bindung.

Was dabei verloren geht: Vertrauen, Tiefe, Dialog.

Mein Shift

Ich habe mein Verhalten verändert:

  • Ich rufe wieder an.
  • Ich schreibe Mails.
  • Ich treffe Menschen.
  • Ich kommuniziere nicht für die Bühne, sondern für das Gegenüber.

Fazit

Meta behauptet, Nähe zu ermöglichen – tatsächlich automatisiert es sie.
Jan Böhmermann sagte es bitter-schön:

„Ein Like ist kein Gespräch. Ich will gehört, nicht hochgezählt werden.“

Jan Böhmermann, ZDF Magazin Royale, 2021

Unternehmen senden Reichweite, keine Relevanz. Ich will nicht Teil dieses Spiels sein. Deshalb setze ich auf echte Kommunikation: Newsletter, Telefon, persönliches Wort.

Fazit: Ein Like ist kein Gespräch.

Kategorie: Psychologie, Social Media, Soziale Medien

von

Mein Blog trägt nicht ohne Grund den Zusatz: aus-dem-Leben-eines-fast-ALLES-ein-bisschen-KÖNNERS. Ich gehöre zu den Autodidakten, die alles erst einmal selber machen müssen, um zu verstehen, was wie geht, wer was u. U. besser kann und resultierend was wie lange dauert und kostet. Klingt anstrengend – ist es auch. Aber macht enorm fit und verbindlich. Ich weiß, wovon ich rede. Und das mögen Kunden, wenn sie mich was fragen und schnell eine anständige Antwort kriegen ;-)