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Der Gutsherr hat ausgedient – oder: Kommunikation bringt Orientierung

Ich stelle die These auf, dass die Führung von oben nach unten ausgedient hat. Mit dieser alte Gutsherrenart verschwindet mit der Führung auch der Führer.

Aber was macht eine Organisation ohne Führung?

Sie taumelt ziellos durch die Welt und jede/r macht was sie oder er kann oder will. Nur, was auf den ersten Blick nach Freihheit aussehen mag, führt schnell zu unproduktivem Chaos.

Nun zu meiner These:

Kommunikation bringt Orientierung

Denn ich glaube, man kann mit Kommunikation allen Mitgliedern einer Organisation Orientierung geben. Orientierung, die jedem Individuum den Raum gibt, die es wünscht und vielleicht sogar braucht und Orientierung, die eine Gruppe oder Organisation im Wortsinn zur Gemeinschaft macht und somit für alle – im Innenverhältnis wie von außen – ersichtlich macht, was es denn mit dieser Organisation auf sich hat. Das schafft Zusammengehörigkeit, die stärkt.

Und diese Orientierung verbessert für alle das Zusammenleben und das Zusammenarbeiten.

Betrachten wir meine These aus mehreren Perspektiven:

Inhaltlich

Die „Gutsherrenart“ steht ja sinnbildlich für ein hierarchisches, paternalistisches Verständnis von Führung: Einer weiß, wo’s langgeht, die anderen folgen. (Der alte weiße Mann lässt grüßen.) Dieses Modell war funktional in stabilen, klar strukturierten Systemen – etwa im Industriezeitalter.

Aber in heutigen, komplexen, sich schnell verändernden Umfeldern (Stichwort: VUCA, Netzwerke, Selbstorganisation) funktioniert dieses Modell kaum noch. Die Führungsperson kann gar nicht mehr alles wissen.

Die These — dass Kommunikation Orientierung ersetzt, wo Führung verschwindet — trifft genau den Punkt.

Denn Orientierung entsteht nicht nur „von oben“, sondern im Austausch, durch gemeinsame Deutung, durch Dialog.

Philosophisch betrachtet

Wo früher Autorität Orientierung gab, muss heute Sinnkommunikation Orientierung stiften.

Kommunikation ist also nicht nur Informationsaustausch – und schon gar nicht als Einbahnstraße in eine Richtung -, sondern der Ort, an dem Bedeutung und Richtung entstehen.

Das heißt: Führung verschwindet nicht, sie transformiert sich – von Macht über Menschen zu Verantwortung für Verständigung.

Praktisch

In der Praxis zeigt sich das bereits zum Beispiel in:

Spitz formuliert:

Meine These könnte man also zugespitzt so formulieren:

„Wo früher Befehl galt, gilt heute Gespräch.“

Und:

„Führung verschwindet nicht – sie wird geteilt, durch Kommunikation.“

Es ist vorbei mit der Gutsherrenart

Der alte Gutsherr – er hat also ausgedient. Und was bleibt, wenn keiner mehr führt? Chaos? Ziellosigkeit?

Ich glaube nicht. Ich glaube, was wir wirklich brauchen, ist Kommunikation. Nicht reden um des Redens willen. Sondern das Sprechen, um sich zu verstehen.

Das, was Orientierung schafft, wenn kein Leuchtturm mehr da ist.

Denn: Wenn alle mitdenken dürfen, muss auch jede*r wissen, wo’s langgeht.

Und das geht nur, wenn wir miteinander reden – ehrlich, offen, manchmal unbequem.

Früher gab’s klare Ansagen. Heute gibt’s Fragen.

Früher gab’s Befehl und Gehorsam. Heute gibt’s Gespräch und Verantwortung.

Das klingt weicher, ist es aber nicht.

Kommunikation ist harte Arbeit

Wer führt, ohne zu reden, herrscht. Wer redet, ohne zuzuhören, auch.

Wer redet, ohne zu handeln, schwätzt. Und Schwätzer braucht kein Mensch.

Eine Organisation ohne Gutsherr braucht Menschen, die reden können und noch mehr: die verstehen wollen und dann auch handeln.

So entsteht Orientierung. Nicht von oben. Sondern zwischen uns.