Zuletzt aktualisiert am 12. Oktober 2025 um 21:30
Es war, glaube ich, ein amerikanischer Kinofilm bei dem Polizisten oder Soldaten sich zum Barbecue in einem spießigen Vorstadtgarten trafen und der neue indianische Kollege bekam ein Bier angeboten und er sagte nur: „Danke, ich trinke nicht.“
- Er sagte nicht, er trinkt keinen Alkohol.
- Er sagte nicht, er trinkt heute keinen Alkohol.
- Er sagte nicht, er möchte kein Bier.
- Er sagte einfach nur: „Danke, ich trinke nicht.“
„Danke, ich trinke nicht.“ Das hat mich schwer beeindruckt!
Assoziiert es doch, dass Trinken gleich bedeutend ist, mit Alkohol trinken. Und tatsächlich, wenn wir von einem Trinker sprechen, reden von einem Menschen, der zu viel Alkohol trinkt oder sogar alkoholabhängig ist. Du weißt schon, die alten Männer am Wasserhäuschen, wo niemand Wasser trinkt. Merkst du was?
Natürlich gehört Essen und Trinken zu den Grundbedürfnissen eines Menschen, und ohne würden wir sterben.
Und tatsächlich erlebe ich immer wieder eigenartige Situationen, wenn ich in Gedanken sagen will „Danke, ich trinke nicht“ und dann schaue, ob es irgendwas auch ohne Alkohol zu trinken gibt, was nicht immer ganz einfach ist.
Es hat bestimmt mit unserer Sozialisierung, mit unserer Gesellschaft und mit dem, was wir tagtäglich frei entscheiden, zu tun…
Es sagt sich so leicht dahin: Gehen wir heute Abend einen trinken? Und wenn man dann in der Kneipe sitzt und nach dem ersten Bier kommt die Bedienung und fragt: „Noch ein Bierchen?“
Hallo?
Bierchen?
Ein Weizenbier ist nicht nur ein halber Liter Flüssigkeit, sondern mit rund 22 g Alkohol auch das, was andere als Wochenmaximum gerade noch so akzeptieren.
Warum dann die Verniedlichung „Bierchen?“
Irgendwann konnte ich das Kneipenpersonal mit seinen „Bierchen“ nicht mehr leiden.
Und irgendwann ist mir auch aufgefallen, dass es gar nichts schlimmes war, dass wir von „Saufen“ gesprochen haben, dass wir uns „die Kante“ gegeben haben oder „rotzevoll“ waren.
Das ist einfach so… passiert.
Von außen betrachtet ziemlich eigenartig, weil es weder glücklich macht, noch sonst irgendwie weiterhilft.
Und von oben betrachtet ist es aus meiner Sicht nicht selten auch einfach nur traurig.
Zugegeben, nach meiner Trennung gab es jede Menge Alkohol und Situationen, in denen ich sehr unglücklich war. Aber
Alkohol hat mir nie geholfen
Im Gegenteil, die traurigsten, grausamsten Momente hatten auch oft was mit Alkohol zu tun. Und da half auch nicht, dass ich die größtenteils alleine erlebt habe.
Nun ist es mittlerweile über ein Jahr her, als mir, woher auch immer, der Satz in meinem Kopf rum schwirrte, ob ich denn nicht in meinem Leben genug Alkohol getrunken hätte.
Keine Ahnung, woher das kam.
Aber dieser Satz kam mir auch noch am nächsten Tag im Sinn und auch am dritten und vierten.
Und ja, es dauerte ein bisschen, aber irgendwann habe ich mich mit der Frage auseinandergesetzt und tatsächlich beantwortet: Ja, ich habe bisher in meinem Leben jede Menge Alkohol getrunken. Vielleicht sogar genug. Auch für zwei Leben. Oder drei.
Also habe ich aufgehört
Und fühle mich seitdem wohler denn je. Ich mag mich auch viel mehr.
Auch wenn es ab und an schwierige Situationen gibt und ich hier und da denke und sage: „Danke, ich trinke nicht.“
